Basketball ist auch ein Spiel der Emotionen. Und die gab es in der Haarenuferhalle am vergangenen Wochenende reichlich: Dramatik, Hektik, unbändiger Jubel und ganz am Schluss auch ein paar Abschiedstränen.
Der Spielplan brachte es zufälligerweise mit sich, dass zum Saisonfinale der drittplatzierte OTB auf den viertplatzierten ASC Göttingen traf. Es war quasi ein Endspiel. Und die Ausgangslage war eindeutig: Ein Sieg oder eine Niederlage mit nicht mehr als elf Punkten Unterschied würde den sicheren dritten Platz für den OTB bedeuten.
Und entsprechend traten die Oldenburgerinnen auch zu Beginn auf: Nach Göttingens Führung spielte das Team von Trainerin Tuula Kahl furios und führte nach drei Minuten schnell mit 11:2. Lilu Doms (insgesamt 16 Punkte) erzielte schnell vier Punkte, Paula Thüner traf den ersten Dreierversuch, Sina Onken (nach längerer Verletzungspause) führte Regie und auch Lotte Bothe und Alicia Mendes kamen zu Korberfolgen.
Anschließend kippte völlig überraschend das Spiel. Vielleicht wollte das Team zu schnell zu viel: Innerhalb von einer Minute standen vier Fouls auf der Habenseite. Die Gäste störten den
Spielaufbau zudem nun viel konsequenter und zwangen die OTBerinnen zu sehr vielen Ballverlusten.
Erst Sina Onkens Dreier zum 16:13 brachte etwas Ruhe in das hektische Spiel. Mit einer knappen Führung ging es ins zweite Viertel.
Doch Göttingen blieb am Drücker und ging nach einem Dreier von Louisa Heyden erstmals in Führung (18:21). Die Gastgeberinnen agierten leider weiterhin auffallend nervös und
verzettelten sich zunehmend in Einzelaktionen, die nicht zum Erfolg führten. Ebenfalls nicht gut: Die Freiwurfquote. Göttingen ging mit einer vier Punkte Führung in die Halbzeit (25:29).
Auch nach dem Wechsel änderte sich zunächst sehr wenig. In Minute 26 gingen die Göttingerinnen mit neun Punkten in Führung. Der Vorsprung aus dem Hinspiel (+11) schmolz immer weiter zusammen.
Doch ausgerechnet in dieser Phase zeigte sich die Ausgeglichenheit des Teams und etwas, was man im Sport gerne mit dem Begriff Mentalität umschreibt: Aufgeben und Resignieren scheint es für die OTBerinnen nicht zu geben. Die Bankspielerinnen (Ebba von Frieling, Hella Gerdes und Sofia Angelis) brachten mehr Stabilität ins Spiel und die notwendigen Verschnaufspausen für die Starting Five. Nachwuchshoffnung Talya Das (6 Punkte) erzielte in dieser Phase wichtige vier Punkte und spielte fortan zurecht durch bis zum Schluss.
Mit 38:43 ging es in das Schlussviertel. Und auch Sina Onken konnte, obwohl deutlich angeschlagen, wieder mitwirken und erzielte in drei Minuten sechs Punkte. Und der OTB ging in der 37. Minute nach langer Zeit mal wieder in Führung (47:46). Göttingen glich durch einen Freiwurf aus.
Crunchtime! Eine Minute vor Schluss blieb Helena Stange an der - am heutigen Tag so “wackeligen”- Freiwurflinie ganz cool: 50:47. Das sollte doch wohl reichen!? Mitnichten: Göttingens Lea Binder glich mit einem herausragenden Dreier aus. Die Verlängerung drohte.
Lotte Bothe setzte sich im nächsten Angriff für zwei Punkte unterm Korb durch. Oda Kaune blockte den folgenden Wurfversuch der Gäste aus Südniedersachsen. Und (ausgerechnet) Jule Hoffmann machte den Deckel zum 54:50 drauf. Göttingen konnte nochmal verkürzen, zeigte anschließend an der Freiwurflinie Nerven.
Trainerin Tuula Kahl lobte nach dem Spiel das Team und zog schon mal ein Saisonfazit: ”Wir haben uns im Vergleich zur letzten Saison in vielen Bereichen deutlich verbessert und eine rundum gute Saison gespielt. Dabei haben sich alle Spielerinnen individuell, aber vor allem auch als Team weiterentwickelt. Daran gilt es nun anzuknüpfen und weiter fleißig zu trainieren.”
Leider ohne Jule Hoffmann, die jetzt erst einmal ihre Basketballschuhe an den berühmten Nagel hängt. Und so mischte sich in den emotionalen Jubel auch ein wenig Wehmut: Mach's gut, Jule!
Tolle Geste: Der NBV hatte für dieses Spiel einen Vertreter nach Oldenburg geschickt, der neben einer Urkunde auch die Bronzemedaillen im Gepäck hatte.
Bilder: privat
